Flüsse in Südostanatolien

Wenn Sie der Sonne, dem Meer und dem Sandurlaub entfliehen und den traditionelleren Aspekt der Türkiye erkunden möchten, ist dies der richtige Ort für Sie. Die Südostanatolienregion der Türkiye war seit der Offenbarung der Bibel und schon viel früher ein Treffpunkt der Zivilisationen. Jüngste Entdeckungen auf Göbekli Tepe haben zu einer vollständigen Neubewertung der ersten menschlichen Siedlungen geführt. Hier passieren die mächtigen Flüsse Euphrat und Tigris, und in den assyrischen Klöstern in Mardin und Midyat werden noch immer aramäische Psalmen gesungen. Die Sommer in dieser Region sind lang und trocken. Die Gegend hat die besten Voraussetzungen für Agrarkultur. Daher sollte es Sie auf ihrem regionalen kulinarischen Streifzug nicht weiter verwundern, wenn die besten Kebabs und Gemüsesorten Teil der täglichen Küche sind.

Die Ostanatolienregion hat reiche Wasserressourcen, weil die Flüsse Euphrat, Tigris, Çoruh, Aras und Kura hier entspringen und ins Meer in anderen Ländern münden.

Das Tigris-Euphrat-Flusssystem ist ein großes Flusssystem, das in Westasien in den Persischen Golf mündet. Seine wichtigsten Flüsse sind der Tigris und der Euphrat, hinzu kommen noch kleinere Nebenflüsse.

Die beiden wichtigsten Flüsse in dieser Region - der Euphrat und der Tigris - befinden sich direkt im Herzen der Geschichte. Die Flüsse schenkten dieser Region, die die wichtigen historischen Entwicklungen, wie die Entstehung der ersten Zivilisationen, die ersten Schriften und die ersten bekannten Religionen beherbergte, Leben.

Einige große Zivilisationen der Menschheitsgeschichte haben sich hier entwickelt oder sind hierher gezogen. Diese sich übereinander lagernden Ebenen des kulturellen, religiösen und ethnischen Einflusses, bildeten ein komplexes Mosaik verschiedener Völker, die dieselbe Region teilten.

Der Euphrat

Der Euphrat ist einer der längsten und aus historischer Sicht wichtigsten Flüsse Westasiens. Der Euphrat ist 2800 km lang, davon befinden sich 1263 km in der Türkiye. Er entspring aus der Region, 10 km oberhalb der Stadt Keban, wo der Karasu (früher Arsanias) oder Westeuphrat (450 km) und der Murat oder Osteuphrat (650) fließen. Der Euphrat, der in den Hochebenen der OstTürkiye entspringt, fließt durch Syrien und den Irak, um sich mit dem Tigris in Schatt al-Arab zu vereinigen, der in den Persischen Golf mündet.

Andere Nebenarme des Euphrat, neben Karasu und Murat, sind die Flüsse Tohma, Peri, Çalı und Munzur. Die Höhe entlang des Euphrat liegt im Durchschnitt über 760 m an den Tälern und über 1500 m in den Hochebenen und den Bergen. Das Wasserregime hängt weitgehend von Winterregen und dem Schmelzen des Frühlingsschnees in den Bergen ab. Aufgrund des typischen subtropischen kontinentalen Klimas (die Sommer sind heiß und trocken, die Winter sind kalt und schneereich), nimmt die Wasserströmung von März bis Juni zu, wenn der Schnee in den Bergen schmilzt, und von Juli bis Januar ab, wenn es nicht viel regnet. Der Fluss sammelt den größten Teil seines Wassers aus Niederschlägen und der Eisschmelze am Ende des Winters und erreicht die maximale Flussrate im April und Mai.

Die Landwirtschaft entlang des Euphrat hat einen wichtigen Platz in der regionalen Wirtschaft, die aufgrund der eisigen Temperaturen und des Schnees im Winter zum Erliegen kommt. Die Fischerei ist eine wichtige Einkommensquelle für die Bevölkerung um den Euphrat. Karpfen, Barben, Welse, Stachelaale, Frösche, Kröten und Schildkröten sind Fische und Tierarten in und am Euphrat. Die Umgebung der Flüsse ist reich an Eichen-, Pinien-, und Eschenwäldern, Schilf und verschiedenen Gräsern, Mariendisteln, Mimosen (Prosopis farcta), Weiden, Pappeln, Datteln, und vielen Arten von Wildblumen.

• Staustufen entlang des Euphrat

• Die Keban-Talsperre ist mit 210 m Höhe eine der größten Talsperren der Türkiye. Sie wurde zwischen 1965 und 1975 erbaut. Weiter Talsperren, die im Rahmen des Südostanatolien-Projekts (GAP) im Jahr 1987 eröffnet wurden, sind die Karkas (173 m hoch), Birecik und Karkamış Talsperren.
• Eines der größten Staudämme der Türkiye und der Welt ist der Atatürk-Staudamm am Euphrat in der Nähe von Şanlıurfa, der zwischen 1983 und 1992 erbaut wurde. Sie alle wurden als Wasserkraftwerke, zur Sicherung der Bewässerung, und als Hochwasserschutz erbaut. Diese Talsperren haben große und separate Stauseen. Das Wasser des Atatürk-Staudamms durchläuft zwei 7,64 m und 26,4 km lange parallele Tunnel bei Urfa und dient der Bewässerung landwirtschaftlicher Gebiete in den Regionen Urfa-Harran, Mardin-Ceylanpınar, Siverek-Hilvan und Ober-Mardin.

• Historische Bedeutung

• Der Euphrat und der Tigris sind die beiden Flüsse, die zusammen Mesopotamien oder das „Zweistromland” bilden. Der Euphrat und der benachbarte Tigris spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Zivilisationen, die in Mesopotamien begannen und den Beginn der Geschichte markierten.
• Das Gebiet war die Heimat der Sumer, Assyrer, Babylonier. Dort herrschten das Persischen Reich und verschiedene Dynastien. Ohne diese Flüsse, die die Fruchtbarkeit dieser Länder erhöhten, hätte diese Region wohl kaum die wichtigsten Zivilisationen der Menschheit beheimaten können.
• Einige der ältesten Städte der Region liegen entlang der Ufer dieses Flusses, und jene, die dieses Region besuchen, werden sicherlich öfters den Schlingen dieses Flusses begegnen.

Der Tigris

Der Tigris ist gemeinsam mit dem Euphrat einer der beiden großen Flüssen, die Mesopotamien ausmachen. Der Fluss entsteht im Nordosten Anatoliens und fließt Richtung Süden, durch die Wüsten Syriens und Arabiens und mündet in den Persischen Golf.

Der Tigris ist 1900 km lang, 523 km davon befinden sich in der Türkiye. Er entspringt im Taurusgebirge im Osten der Türkiye, etwa 25 km südöstlich der Stadt Elazığ und etwa 30 km von der Quelle des Euphrat entfernt. Der Fluss bildet den 40 km langen Abschnitt der syrisch-türkischen Grenze.

Mardin ist eine der wenigen Städte, die als Ganzes in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurden. Dies liegt daran, dass jeder Zentimeter der Stadt, Geschichte und Kultur versprüht, und dass dies der Ort ist, an dem Zivilisationen seit jeher zusammekamen.

Die gesamte Provinz Şırnak ist mit hohen Bergen, tiefen Flusstälern und Hochebenen bedeckt. Alle Flüsse sind verbinden sich im Tigris-Becken und bilden die Nebenflüsse des Tigris. Die wichtigsten Flüsse sind: Kızılsu, Hezil und Habur. Abgesehen von Beytüşşebap und Uludere ist der größte Teil der Vegetation des Landes Steppe. Die Wälder sind meist Eichenwälder.

Weitere wichtige Nebenflüsse des Tigris sind die Flüsse Batman, Garzan, Botan und Habur in der Türkiye, sowie die Flüsse Großer Zab und Kleiner Zab im Irak. Das durchschnittliche Wasservolumen beträgt 360 m³/s. Mitte September sinkt die Durchflussmenge aufgrund der trockenen Sommer der Region auf 55 m³/s, und steigt im März aufgrund der Winterregen und der Schneeschmelze im Frühjahr auf 2263 m³/s. Der Tigris ist kürzer als der Euphrat, verursacht jedoch viel mehr Überschwemmungen, vor allem auf der irakischen Seite, da er mehr Wasser trägt.

Es gibt mehrere Wasserkraftwerke auf dem Tigris, darunter die Kralkızı (gebaut von 1985 - 1997), Batman (1986 - 1999), Tigris (1986-1997) und Ilısu (noch im Bau) Staudämme. Neben der Stromerzeugung liefern diese Dämme auch Wasser für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen in der trockenen Region des Südostanatolien-Projekts (GAP-Region). Es gibt auch mehrere auf der irakischen Seite gebaute Dämme entlang des Tigris, wobei der Mosul-Staudamm als Iraks größter Damm bekannt ist.

Nach dem alten Testament ist der Tigris (hier Hiddekel genannt) einer der vier Flüsse, die das Paradies bewässern (Genesis 2.14). Diese vier Flüsse waren Fişon, Seyhun, Tigris und Euphrat. Im Buch Daniel wird berichtet, dass der Prophet Daniel seine Visionen hier in der Nähe des Flusses Hiddekel erhielt. (Daniel 10: 4).

Halfeti, Şanlıurfa

Halfeti ist eine der ältesten erhaltenen Siedlungen in Mesopotamien und zweifellos eine der beeindruckendsten. Als Folge der Auswirkungen des Klimawandels und der Modernisierung, steht ein Großteil der Stadt unter Wasser. Während der größte Teil der Geschichte noch unter Wasser zu sehen ist, sind immernoch 20% der antiken Stadt über Wasser. An dieser Stelle ist der Euphrat mit seinen Steinbauten, die ein unter der Oberfläche verborgenes Paradies enthüllen, am schönsten. Dieser Ort ist auch als eine der größten „versunkenen Städte” der Welt und damit eine wichtige Sehenswürdigkeit, deren Ruinen unter den sich hebenden und senkenden Wellen immer wieder zum Vorschein kommen.

Während der Zeit der Hethiter und der Urartu gab es viele antike Städte am Ufer des Euphrat, und Zeugma war eine von ihnen. Die Flüsse Euphrat und Tigris werden beide in der Bibel erwähnt. Einer der ältesten Namen des Euphrat ist Purattu und im alten Testament als einer der vier Flüsse aus dem Garten des Paradieses erwähnt. (2:10-14) Diese vier Flüsse waren Fişon, Seyhun, Tigris und Euphrat.